Ein weißer Fleck auf der bayerischen Landkarte wird geschlossen: auch in Selb gibt es jetzt die Möglichkeit, sich auf den Unterschriftenlisten für den „Radentscheid Bayern“ einzutragen. Dieses Bündnis mit dem Ziel des Antrags auf Zulassung eines Volksbegehrens wird getragen von einer breiten Vielfalt aus Radfahrverbänden und mehreren politischen Parteien. In Selb haben sich aus dem Stadtrat Susann Fischer (Bündnis 90/Grüne) und Walter Wejmelka (SPD) mit Pfarrer Johannes Herold von der Christuskirche zusammengefunden, um das Sammeln von Unterschriften zu organisieren. Worum geht es? Die Staatsregierung hat 2017 versprochen, den bayernweiten Radverkehrsanteil bis 2025 von 10 auf 20% zu verdoppeln. Bis jetzt ist der Radverkehrsanteil aber nur um etwa einen Prozentpunkt auf 11 % gestiegen. Radwege, Abstellanlagen und Radmitnahmemöglichkeiten fehlen oder sind häufig so dürftig und unsicher, dass sie nicht zum Radfahren einladen. Der Radverkehr ist für den Klimaschutz und das Gelingen der Verkehrswende von enormer Bedeutung. Allerdings überlässt es der Freistaat Bayern den Städten und Gemeinden meist selbst, ob und wie sie den Radverkehr fördern. Fortschritte scheitern oft an Geld und Personal.
In der Region sind zwar einige überregionale Verbindungen entstanden, so zum Beispiel der Brückenradweg, der auch durch Selb führt, der Eger-Radweg ist im Bau. Walter Wejmelka: „Aber gerade im innerstädtischen Raum fehlt es noch an allen Ecken und Enden, beispielsweise an Schutzstreifen, Markierungen an Gefahrenstellen, sicheren Wegen von den Ortsschildern in die Innenstadt.“. Susann Fischer ergänzt: „Mit dem Radwegekonzept der Stadt geht es sehr langsam, im Moment gar nicht voran, es fehlt eben am Personal und an den finanziellen Mitteln. Langfristiges Ziel für Selb wäre es, dass das Fahrrad eine echte Alternative zum Auto wird“. Pfarrer Herold legt den Fokus auf die ökologische Bedeutung einer funktionsfähigen Radinfrastruktur, schon deshalb sei die Staatsregierung in der Pflicht. Weiter mit Blick auf die Stadt: „Meine Kinder möchte ich nicht durch die neuen Kreisverkehre mit dem Fahrrad fahren lassen, da ist bereits eine wichtige Chance vertan worden.“ Ein weiteres Problem wären laut Wejmelka die starren Förderrichtlinien der Staatsregierung. Meist sind nur Straßen begleitende Radwegetrassen förderfähig. Der Grunderwerb für die Trassen scheitern aber nicht selten an dem Preisvorstellungen der Eigentümer. In solchen Fällen sollte es an einer alternativen Streckenführungen nicht scheitern. Unterschreiben können alle, die in Bayern bei Landtagswahlen wahlberechtigt sind, sprich mindestens 18 Jahre alt sind, den Hauptwohnsitz (Erstwohnsitz) seit mindestens drei Monaten in Bayern haben. Wichtig: die Listen sind ortsgebunden, auf den Selber Listen dürfen also nur Selberinnen und Selber unterschreiben. Die Aktion läuft bis Ende Oktober, die Listen liegen im Weltladen Selb in der Ludwigstraße 55, in der Buchhandlung Nerb (Poststraße 7) und in der Christuskirche aus, gerne können sich Interessenten auch direkt an die Organisatoren wenden.