"Wir sind freie Christenmenschen" - unter dieser Botschaft des Reformators Martin Luther stand der Gottesdienst am Reformationstag 2020. Ein Thema, das die Menschheit damals wie heute bewegt. Mit einem feierlichen Intro, das die Freude von Freiheit widerspiegelte, eröffnete Dekanatskantorin Constanze Schweizer-Elser den Gottesdienst. "Freiheit vom Ablass der Kirche, Freiheit, die christliche Botschaft beim Lesen der Bibel selbst zu entdecken, Befreiung von Sünde und Schuld durch die Rechtfertigung", so interpretierte Pfarrerin Sandra Herold den Freiheitsdrang in der Zeit der Reformation. "Was Freiheit für uns alle heute bedeutet, das ist auch jetzt wieder die zentrale Frage." Von Kirchenvorsteherin Heike Bayreuther und Dekanatsjugendreferentin Miriam Zöllner wurden dazu Stimmen befragter Menschen verlesen.
Um das Thema "Wir sind freie Christenmenschen" deutlich zu machen, gab Pfarrer Ralf Haska aus Marktleuthen Eindrücke vom Freiheitskampf 2013 auf dem Maidan in der Ukraine. Ralf Haska war zu dieser Zeit deutscher Pastor an der Evang.-Luth. St. Katharinenkirche in Kiew. Was es bedeutet, wenn der Präsident sich gegen die Freiheit der Ausübung persönlicher Lebensentwürfe der vor allem jungen Bevölkerung stellt, bekamen die friedlich Protestierenden schmerzhaft zu spüren. Mit Gewalt und Verschleppung reagierte die Regierung. In den Medien wurde damals davon berichtet. Ralf Haska erzählte, dass die Tatsache, dass davon berichtet wurde, für die Menschen in der Ukraine sehr wichtig war, denn es zeigte: Hier ist etwas nicht in Ordnung, hier findet eine Revolution statt, die unbedingt Aufmerksamkeit in der Welt braucht. 80% der Bevölkerung der Ukraine ist christlicher Prägung und so wurden diese Werte auch in den zentralen Mittelpunkt gestellt. "Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das verkündigt auf den Dächern" - so heißt es passend im Predigttext aus dem Matthäusevangelium (Mt 10,27). Die Gebote, die der Herr an Mose übergeben hat und die heute noch gelten, und die Zusage Jesu: "Ich bin bei euch" stärkten die Protestierenden. "Gott hat uns in diese Welt gestellt. Als einzelne Menschen, unverwechselbar und einmalig", so Ralf Haska. Dieser Zuspruch der Freiheit gelingt, wenn wir nicht nur unsere Rechte sehen, sondern und vor allem auch die unserer Nächsten.
Im Rahmen des Reformationsgottesdienstes wurde Dekanatsjugenderferentin Miriam Zöllner durch Dekan Dr. Volker Pröbstl offiziell zur Wortverkündigung und Sakramentverwaltung beauftragt und berufen. "Hören auf Gottes Wort aus der Heiligen Schrift, Segen empfangen und weitergeben, Gemeinschaft mit den Menschen hier erleben und beim Abendmahl die große Gemeinschaft spüren, die Jesus an seinen Tisch ruft", so die Worte von Dekan Dr. Pröbstl zur feierlichen Handlung.
Trotz Einschränkungen zum Gottesdienstbesuch waren viele Gläubige aus dem gesamten Dekanatsbezirk gekommen und wurden am Ende von Dekanatskantorin Constanze Schweizer-Elser schwungvoll verabschiedet.
Der Gottesdienst in Briefform sowie die Beiträge von Menschen aus der Bevölkerung sind im Pfarramt der Christuskirche erhältlich.